Rund 150 Wennigser haben vor der Ratssitzung am Donnerstag für den Klimaschutz demonstriert. Sie wollen die Ratspolitiker an ihr Klimaversprechen zu erinnern – und endlich Taten sehen.

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Wennigsens ehrenamtlicher Klimaschutzbeauftragter Detlev Krüger-Nedde ergreift auch das Wort.

28.06.2019 Wennigsen

„Der Klimawandel stoppt nicht an irgendwelchen Stadtgrenzen, nehmt den Klimaschutz selbst in die Hand“, rief Jugendvertreter Meno Stemmermann (17) in sein Megafon. Umweltaktivisten aus Wennigsen haben vor der Ratssitzung am Donnerstag für den Klimaschutz demonstriert. Ihre Botschaften hatten sie auf bunte Plakate geschrieben, und in lauten Sprechgesängen verkündeten sie: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut“.

Seit Monaten gehen jeden Freitag Tausende Schüler auf die Straße, um für den Klimaschutz zu demonstrieren. Breite Unterstützung erhalten sie mittlerweile auch von Erwachsenen.

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„Wir streiken für mehr Klimaschutz“: Tjado Stemmermann (19) ruft die Vorderungen der Umweltaktivisten durchs Megafon.

Zu der Aktion aufgerufen hatten Aktive der Parents for Future, des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), des Naturschutzbundes (Nabu), klimabewegte Bürger und Jugendliche von Fridays for Future. Eigentlich sollten die Ratsmitglieder – so hatten es sich die Demo-Organisatoren vorgestellt – vor dem Rathaus durch ein Spalier laufen, zwischen den hochgereckten Transparenten und den rund 150 Demonstranten hindurch. Doch die meisten huschten am Rande der Demonstration unauffällig durch die Tür.

„Wennigsen hat seine Hausaufgaben nicht gemacht“, sagte Wennigsens ehrenamtlicher Klimaschutzbeauftragter Detlev Krüger-Nedde. Es drohe, seine Ziele zu verfehlen, die der Rat vor Jahren in einem Klimaschutzprogramm festgelegt hat, kritisierte er, was von den anderen Demo-Teilnehmern mit lauten Buhrufen quittiert wurde.

„Wir müssen uns vernetzen“

„Wir müssen uns vernetzen, um etwas zu erreichen“, sagte die Wennigserin Katharina Witt. Sie engagiert sich bei den Parents for Future in Hannover und hat die neue Klimaschutzgruppe in Wennigsen mit ins Leben gerufen. Das Thema begleite sie schon lange, sagte die zweifache Mutter. Nun sei es an der Zeit, dass etwas passiert. „Wir wollen hier heute ein Zeichen setzen!“

Ein großer Teil der Demonstranten besuchte anschließend die Ratssitzung. Die Grünen hatten im Rat eine Aktuelle Stunde beantragt, um darüber zu sprechen, wie die Gemeinde ihre Verantwortung für den Klimaschutz wahrnehmen und ausbauen kann. Die Gemeinde müsse schneller agieren, sagte Grünen-Ratsfrau Angelika Schwarzer-Riemer und forderte ein konkretes Handeln.

Neue Rats-Arbeitsgruppe zum Klimaschutz

Der Vorschlag der Grünen, eine Arbeitsgruppe zum Klimaschutz einzurichten, stieß bei den anderen Fraktionen auf breiten Konsens und wurde vom Rat mit deutlicher Mehrheit beschlossen. „Wir brauchen vernünftige Beschlüsse“, sagte SPD-Ratsherr Reinhard Wiens. Der Klimawandel lasse sich schon bald nicht mehr umkehren, weil der Point of no Return erreicht sei. „Um den Druck zu erhöhen, sollten wir eine Uhr aufhängen, die rückwärts läuft“, schlug Wiens vor.

Auch die fraktionslose Ratsfrau Christina Müller-Matysiak begrüßte die Impulse der Grünen. Seit Monaten gebe es weltweit diese Proteste. Die Fridays for Future-Bewegung sei kein Strohfeuer – und das mache ihr Mut, weiterzumachen und mit noch mehr Tempo am Klimaschutz zu arbeiten, sagte Müller-Matysiak. CDU-Fraktionsvorsitzender Peter Armbrust fände es sogar gut, wenn aus der Bereitschaft zu demonstrieren, eine konstruktive zivile Arbeit entstünde, „damit wir nicht nur im eigenen Saft schmoren.“

Doch noch keine Klimanotstandskommune?

Soweit gehen und den Klimanotstand für Wennigsen ausrufen, wollte der Rat am Donnerstag allerdings nicht. Wennigsen als Klimanotstandskommune zu titulieren, sei eine Spur zu hoch, sagte SPD-Fraktionschef Ingo Klokemann. „Maßlos übertrieben“, fand Oliver Wagner (CDU).

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Ihre Botschaften formulierten die Demonstranten auf Transparenten.
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150 Wennigser haben vor der Ratssitzung vor dem Rathaus für einen besseren Klimaschutz in Wennigsen demonstriert.

Quelle: Jennifer Krebs

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